""Uporni angel" slovenske literature"

Avtorji

  • Paternu Boris

Ključne besede:

slovenska književnost, slovenska poezija, literarne študije, 20. st.

Povzetek

Noch tief ins zwanzigste Jahrhundert hinein blieb die slowenische Dichtung der Tradition der Romantik verbunden. Erst der Dichter Božo Vodušek (1905-1978) kann als der erste radikale Antiromantiker der slowenischen Lyrik gelten und er hat darin eine weitreichende geistige und stilistische Wende eingeleitet und ausgeführt. Die Sammlung Odčarani svet (Entzauberte Welt, 1939) weist eine jähe Drehung zu einem ernüchterten, der Schönheit beraubten, antireligiösen, zum Teil gar zynischen Bild der Welt und der Dichter selbst auf, jedoch in einer strenger lyrischen Form gehalten, mit einem tiefen ethischen Bewußtsein im Hintergrund ebenso wie mit einigen verhüllten dualistischen Komponenten. Vodušeks Poesie war bis zu einem gewissen Grad von Baudelaire beeinflußt, besonders von seiner Entromantisierung des dichterischen Subjekts. Die slowenische Literaturkritik nahm seine Sammlung mit verhältnismäßig gutem Verständnis auf, mit Ausnahme der dogmatischen Rechten und Linken, die sie auf eine ähnlich ausschließende Art und Weise ablehnten. Auch die Slovenska matica nahm sie 1935 nicht in ihr Publikationsprogramm auf, vermutlich auf dem Hintergrund von Župančičs Widerstand. Seine zweite dichterische Wende vollführt Vodušek nach dem ZweitenWeltkrieg. Er war der erste, der schon Ende der vierziger und Anfang der fünfziger Jahre die slowenische Lyrik radikal aus dem Zustand eines ideologischen Schematismus zu sehr persönlichen und existentiell geöffneten Positionen rückte und ihr damit die Entwicklung zum Modernismus ermöglichte. Geistig bedeutete dies eine Wendung von der Negation in Richtung auf einen vitalistischen Pantheismus. Vodušek war auch auf anderen Gebieten seines Schaffens eine ausgesprochen widerständige und prometheische Natur. In seinem Essay K problemu sodobnosti v naši literaturi (Zum Problem des Zeitgenössischen in unserer Literatur, 1931) suchte er die slowenische Prosa der nachhinkenden Tradition und Cankars Stilmagie zu entreißen und sie auf Vorbilder des modernen europäischen und amerikanischen Roman zu richten (etwa Proust, Gide, Mauriac, Bernanos, Joyce, Woolf, Huxley, Lawrence, Werfel, Dos Passos). Er lehnte auch die slowenische traditionelle, normative Sprachwissenschaft ab, vor allem deren Purismus und einer Reihe anderer Apriorismen und setzte sich für die Offenheit der Sprachnorm gegenüber der gesprochenen Sprache und ihrer sozialen sowie psychologischen Vielfalt an. Mitgroßem Mut griff Vodušeč auch in die Politik ein. Im Essay Etika in politična miselnost Slovencev (Die Ethik und die politische Denkweise der Slowenen, 1927) stellte er die Forderung nach einer eigenständigen slowenischen Staatlichkeit auf - im Gegensatz zum jugoslawischen Unitarismus und dem serbischen Hegemonismus - als Leitimperativ der slowenischen Politik, auf dem Ethos menschlicher Gleichberechtigung, Selbständigkeit und Würde beruhend. Die Folgen dieser Tat sind auch aus seiner Biographie ersichtlich.

Objavljeno

1996-01-15

Kako citirati

Boris, P. (1996) „""Uporni angel‚ slovenske literature‘“, Slavistična revija, 44(1), str. 7–30. Dostopno na: https://srl.si/ojs/srl/article/view/COBISS_ID-2036322 (Pridobljeno: 19 maj 2024).

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